Mit Goethe gegen die Höhenangst

by Hincar on 12. Juli 2012

Höhenangst ist kein Phänomen unserer Zeit. Schon vor rund 250 Jahren machte sie einer bekannten Persönlichkeit zu schaffen:

Johann Wolfgang von Goethe studierte im Jahre 1770 in Straßburg, wo sich das Straßburger Münster mit dem seinerzeit höchstem Kirchturm der Welt befand.

GoetheGoethe hatte als Folge einer körperlichen Krankheit, einige psychische Beschwerden entwickelt. Dabei griff der junge Student zu einer rabiaten Methode der Selbstbehandlung:

„Ich befand mich in einem Gemütszustand, der mich bei allem was ich unternehmen wollte und sollte hinreichend förderte; nur war mir noch eine gewisse Reizbarkeit übrig geblieben, die mich nicht immer im Gleichgewicht ließ.
Ein starker Schall war mir zuwider, krankhafte Gegenstände erregten mir Ekel und Abscheu. Besonders aber ängstigte mich ein Schwindel, der mich jedes Mal befiel, wenn ich von einer Höhe herunter blickte.
Allen diesen Mängeln suchte ich abzuhelfen, und zwar, weil ich keine Zeit verlieren wollte, auf eine etwas heftige Weise.
Abends beim Zapfenstreich ging ich neben der Menge Trommeln her, deren gewaltsame Wirbel und Schläge das Herz im Busen hätten zersprengen mögen.“

Auge in Auge mit der Höhenangst
Auch zur Überwindung seiner entstandenen Höhenangst nutzte Goethe eine solche Konfrontationsstrategie.
Er bestieg hierzu den höchsten Turm des Straßburger Münsters:

„Ich erstieg ganz allein den höchsten Gipfel des Münsterturms, und saß in dem sogenannten Hals, unter dem Knopf oder der Krone , wie man´s nennt, wohl eine Viertelstunde lang, bis ich es wagte wieder heraus in die freie Luft zu treten, wo man eine Platte, die kaum eine Elle (ungefähr 60 cm)  ins Gevierte haben wird, ohne sich sonderlich anhalten zu können, stehend das unendliche Land vor sich sieht, indessen die nächste Umgebungen und Zieraten die Kirche und alles, worauf und worüber man steht verbergen.
Es ist völlig als wenn man sich auf einer Mongolfiere (Heißluftballon)  in die Luft erhoben sähe.“

Das Straßburger Münster

Der 21-jährige Goethe bestieg den Kirchturm des Straßburger Münsters mehrmals innerhalb kurzer zeitlicher Abstände. Der Erfolg dieser Eigentherapie war erstaunlich:

„Dergleichen Angst und Qual wiederholte ich so oft, bis der Eindruck mir ganz gleichgültig ward, und ich habe nachher bei Bergreisen und geologischen Studien, bei großen Bauten, wo ich mit den Zimmerleuten um die Wette über die freiliegenden Balken und über die Gesimse des Gebäudes herlief, ja in Rom, wo man eben dergleichen Wagstücke ausüben muß, um bedeutende Kunstwerke näher zu sehen, von jenen Vorübungen großen Vorteil gezogen.“
(Goethe, Dichtung und Wahrheit, 2/9, S. 337)

Auf die selbe Weise – mittels der Konfrontationsstrategie – besiegte Goethe anschließend auch noch seine Abscheu vor Krankheiten und krankhaften Dingen

Von Goethe lernen …
Goethe setzte bei seiner Eigentherapie auf sofortige, sehr starke Konfrontation mit seiner Angst. Jedoch ist auch eine langsame Steigerung der Konfrontation möglich, denn nicht jeder ist gewillt sich einer solchen heftigen Belastung sofort auszusetzen. Dabei wird die Höhe, der Du dich aussetzt langsam gesteigert, um so Schritt für Schritt zum Erfolg zu kommen.

Goethe bestieg den Kirchturm ohne unterstützende Hilfe einer Freundes – Psychotherapeuten gab es schließlich noch nicht – und stellte sich allein seinen Ängsten.
Empfehlenswert ist ein solcher Alleingang nur dann, wenn keine Gefahr für die eigene Gesundheit besteht, falls man zu starke Angstzustände bekommen sollte.
Ein Aussichtsturm mit stabilen Geländern und festen, verstärkten Glasscheiben ist also in diesem Falle ratsamer, als das Beklettern eines ungesicherten Gerüstes.

Von Vorteil ist es, wenn bei einem solchen Selbstversuch eine Vertrauensperson anwesend ist, die unterstützend und motivierend wirken kann.
Eine Vertrauensperson, die ebenfalls unter Höhenangst leidet, würde ich nicht als Begleitung empfehlen. 

 

                 Ein umfangreicher Artikel mit der Beschreibung, wie Du selbst die 

                        Konfrontationsstrategie einsetzen kannst, wird bald folgen.
Foto des Straßburger Münsters: Benh Lieu Song, Cathédrale de Strasbourg

{ 1 comment }

Hallo Welt!

by Hincar on 5. Juli 2012

Hallo und herzlich Willkommen,

wenn Du diese Seite gefunden hast, dann geht es Dir wahrscheinlich so wie mir:

Du hast Höhenangst und willst endlich etwas dagegen tun.

Diese Seite ist entstanden, um alle wichtigen Informationen zu sammeln, die Dir helfen werden, deine Höhenangst zu überwinden.

Dabei bemühe ich mich alle möglichen Methoden und deren Anwendung zu beschreiben, um Dir eine größtmögliche Auswahl bei der Bekämpfung und Überwindung deiner Höhenangst zu geben.

 

Methoden, die Du selber anwenden kannst

Mein Ziel ist es, jedem das Mittel an die Hand zu geben, um selbständig und ohne fremde Hilfe die eigene Höhenangst zu besiegen.

Vielleicht fragst Du dich, wie man darauf kommt eine Seite gegen Höhenangst ins Netz zu stellen?

Dazu ist es so gekommen …  

Sprungbrett

Meine eigene Geschichte

Ich habe Höhenangst, so lange ich denken kann.

Das fing bereits in meiner Kindheit an: Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich als schon Kind das Schwimmabzeichen in Silber schaffen wollte.

Die erforderlichen Leistungen im Schwimmen und Tauchen hatte ich bestanden und als letzte Aufgabe stand der Sprung vom 3-Meter-Turm an.

Mir war damals schon mulmig als ich die Stufen hinaufkletterte. Aber als ich oben war und springen sollte, kam es mir vor als wäre unter mir ein tiefblaues Nichts, dass nach allem anderen aussah, als nach läppischen 3 Metern.

Nachdem ich mir mehrmals vorgenommen hatte nun zu springen, endete das Ganze damit, dass ich wieder hinunterstieg und kein Schwimmabzeichen bekam.

Und das alles nur, weil ich wegen meine Höhenangst nicht gesprungen war.

Einen „Vorteil“ hatte diese Angst, die mich auch in meinem weiteren Leben begleiten sollte, zumindest: Ich konnte ihr halbwegs gut aus dem Weg gehen.

Dennoch ärgert mich die Sache und es ist eindeutig eine Einschränkung meiner Lebensqualität.  

Meine Höhenangst machte sich auch in harmloser Form im Alltag bemerkbar, denn wenn ich mir Bergsteiger-Filme wie „Cliffhanger“ anguckte, bekam ich allein vom Zusehen schweißnasse Hände bei Szenen in schwindelerregenden Höhen.

Dennoch hatte ich mich als Jugendlicher sogar einmal dazu überreden lassen, mit Freunden in eine Kletterhalle zu fahren.

Mit dem Resultat, dass ich einige wenige Meter – mit Sicherung, versteht sich – klettern konnte, bevor sich meine Höhenangst bemerkbar machte.

Eine demütigende Erfahrung, wie ich fand, wenn andere ohne weiteres bis zum Ende der Wände klettern konnten.

Mir blieb nur das zugucken.  

In Urlauben oder bei Ausflügen wurde die Höhenangst vor allem immer dann zu einem Problem, wenn es darum ging Aussichtstürme, einen Fernsehturm oder ähnliches zu besteigen, die eine gewisse Höhe überstiegen. Für mich ein Graus.

Zur Höhenangst kam dann auch noch Flugangst hinzu, die mir zwar das Fliegen nicht ganz unmöglich machte, aber zu alles anderem als einem angenehmen Erlebnis.  

Das alles führte dazu, dass ich Situationen in denen ich mit Höhen konfrontiert werden konnte, möglichst umging.

Das ließ sich im normalen Leben ganz gut einrichten.

 Freedom

Niemand sollte seine Höhenangst einfach akzeptieren

Doch irgendwo in meinem Inneren wollte ich mich doch nicht mit meiner Höhenangst abfinden und vor meinem Problem weglaufen. Also beschloss ich aktiv etwas gegen meine Höhenangst zu tun.  

Ich will Dich daher an meinen Lösungsansätzen, Selbstversuchen und zusammengetragenen Wissen teilhaben lassen, mit denen Höhenangst am Besten besiegt werden kann, um Dich und mich zu informieren und zu motivieren.  

Ich wünsche dir viel Erfolg, um deine Höhenangst zu besiegen!    

{ 0 comments }